„Bewegend, Bedrückend, Berührend“!
Das waren die Kommentare der Zuschauer eines außergewöhnlichen Theater-Abends, mit dem der Rittergartenverein in das neue Veranstaltungsjahr gestartet ist. Das Thema des Ein-Personen-Stücks, das im Gemeindehaus St. Josef zur Aufführung kam, ist emotional belastend, gesellschaftlich relevant, doch öffentlich kaum wahrnehmbar.
Dieses Schweigen zu durchbrechen, aber auch um zu sensibilisieren, verfasste der holländische Schauspieler Joop Admiraal bereits 1981 das autobiografische, mehrfach preisgekrönte Theaterstück, in dem er sich mit der Alzheimer-Erkrankung seiner 80-jährigen Mutter auseinandersetzt. Jeden Sonntag besucht er seine Mutter im Pflegeheim und jeden Sonntag wird das „alt gewordene Kind“ mit der „kindlich gewordenen Mutter“ konfrontiert, die ihm zwar immer mehr entgleitet, aber dennoch um einen letzten Rest von Würde kämpft.
Grandios und auf faszinierende Weise gelingt es dem Schauspieler Achim Conrad in der einfühlsamen Inszenierung von Bernd Sass, gleichzeitig Sohn und Mutter darzustellen. Eigentlich unvorstellbar, wird gerade dadurch diese Mutter-Kind-Beziehung, die gegenseitige Liebe, aber auch Abhängigkeit, dass sich Spiegeln und wieder Abstoßen erkennbar. Einerseits gibt der Sohn seiner verwirrten Mutter Halt, hofft jedoch andererseits immer noch auf die Akzeptanz seines Lebensweges, die sie ihm aufgrund ihres Abgleitens in eine andere Welt nicht mehr geben kann.
Dieser Theaterstoff konfrontiert den Zuschauer mit den großen Fragen des Lebens, erzählt von mütterlicher und kindlicher Liebe und einem Prozess des Sterbens, den viele der Zuschauer in ihren Familien bereits erleben oder erlebt haben. Wie relevant das Thema Demenz für unsere Gesellschaft ist, zeigte die sich an die Aufführung anschließende Diskussion sowohl mit dem Schauspieler selbst, den Zuschauern und mit mehreren Vertretern aus Medizin und Pflegeberufen, die sich ebenfalls im Publikum befanden. Herr EBM Uwe Keller verwies bereits in seinem Grußwort auf die Möglichkeiten der Unterstützung durch Beratung oder konkreten Hilfestellungen sowohl im Rathaus als auch in der Fachstelle für Pflege in Tuttlingen gibt. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Zunahme dementieller Erkrankungen zu einer der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft, sowohl ökonomisch für unser Gesundheitssystem als vor allem für die Erkrankten selbst und ihre Angehörigen.
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